trendige Blumenrabatten

Zwischen Tradition-Moderne-Nostalgie und Ökologie

Traditionell, Modern

Öffentliche Anlagen mit Blumen bepflanzt, zeichnen sich oft durch ihre starken Farben und Formen aus.

Nicht die Art der Blumen ist hier massgebend sondern die Leuchtkraft der Farben, die Robustheit und die Beständigkeit bei wechselhafter Witterung.
Bei näherem Hinsehen stellt der Betrachter aber immer wieder fest, dass es sich vorwiegend um einige wenige, immer wiederkehrende Blumenarten handelt. Er verliert deshalb teilweise das Interesse, Blumenpflanzungen in öffentlichen Räumen näher zu betrachten. Es ist ja auch verständlich. Ökologisch betrachtet haben solche Pflanzungen auch wenig herzugeben. Nur vereinzelt werden die Blumen von Bienen und Hummeln besucht.

Nostalgie und Ökologie am Beispiel der Pflanzflächen in der Seebucht in Spiez

Die Verantwortlichen der Gemeinde Spiez haben dieses Jahr einen anderen Weg eingeschlagen. Anstelle einer traditionellen, modernen Bepflanzung in der Bucht Spiez wurde der Weg der Verbindung von Tradition, Moderne, Nostalgie und der Ökologie gewählt. Man wollte dadurch nicht nur Kosten reduzieren. Man wollte etwas Anderes, etwas, das die Besucher zum Betrachten anregt, etwas, das mit einer Pflanzenvielfalt und trachtreichen Blütenpflanzen auch einen grösseren ökologischen Wert aufweist.
In Zusammenarbeit mit der nahegelegenen Landwirtschaftlichen Schule Abt. Gartenbau (Inforama Berner Oberland), der Pro Specia Rara und dem Werkhof Spiez wurde bereits im Winter ein Konzept und ein detaillierter Pflanzplan erarbeitet. Dabei wurden folgende Schwerpunkte gesetzt:

Alte Gemüse

Gemüse aus vergangenen Zeiten liegen im Trend. Deshalb sollten eine ganze Anzahl dieser Gemüse in die Pflanzflächen integriert werden. Kardy, Küttiger Rüebli, Guter Heinrich, Etagenzwiebeln, Alpenlattich u.a. wurden ausgewählt und frühzeitig am Inforama als Jungpflanzen angezogen.

Für die Metallbögen als Kletterelemente wurden Feuerbohnen, Stangenbohne „Blauhilde“‘, Blaue Winden und kletternde Kapuziner ausgewählt.

Um ein einheitliches Bild zu erhalten, wurden die restlichen Pflanzflächen mit Tagetes angepflanzt.
Der Betrachter erfreut sich nun nicht nur an den Sommerfarben der Tagetes u.a. Sommerblumen sondern vorwiegend an der Vielfalt der einzelnen Pflanzungen.
Ältere Besucher bleiben stehen, staunen und erfreuen sich ganz besonders an den alten Gemüsen. Jüngere Besucher wundern sich über die Vielfalt und bleiben stehen um die Schilder, die bei den Pflanzungen angebracht sind, zu lesen, zu entdecken um was es sich schussendlich handelt.
Ohne grosse Erklärungen entdeckt der Besucher Neues und geht nicht einfach daran vorüber.

Ökologie

Durch eine angemessene Pflanzenvielfalt wurde auch der Ökologie grosse Bedeutung beigemessen. Während traditionelle Pflanzungen wenig Anreize bieten für Insekten, wurden die Pflanzungen mit, für Bienen, Hummeln und anderen Insekten, nahrungsreichen (trachtreichen) Pflanzen ergänzt.
Die Agastache (Bergminze) ist ein prächtiger Blüher und fügt sich gut in die Pflanzungen ein.
An ihren Blütenständen, gefüllt mit Nektar, laben sich Bienen Hummeln und andere Insekten.
Der Ysop blüht etwas später und ist ausserordentlich wertvoll für Bienen, Hummeln und andere Insekten.

Ganz zuletzt, wenn die Sommerblumen schon langsam verblühen, wird das Herbstsedum (Sedum tel. „Herbstfreude“) auf dem Höhepunkt seiner Blüte stehen. Es ist die letzte, prächtige Trachtblume vor dem herannahenden Winter. Bienen, Hummeln u.a. wissen dies zu schätzen.
Und wer weiss, vielleicht blüht im Spätsommer bereits die Karde. Mit ihrer einzigartigen Blüte zieht sie haufenweise Insekten an und der Besucher, der bei der blühenden Karde stehen bleibt, kann sich kaum sattsehen an diesem Wunder der Natur.
Aber nicht nur alte Gemüse, nicht nur nektartragende Blumen sondern vielmehr die ergänzte Vielfalt machen die Pflanzungen in der Spiezer Bucht ökologisch so wertvoll. Statt eine Pflanzung mit wenig Arten die auch wenig belebt ist, steht hier eine grosse, ausgewählte Vielfalt, die für Mensch und Tier (Insekten) attraktiv und wertvoll sind.

Schlussbetrachtung des Projektes

Zusammenfassend darf festgehalten werden, dass das Experiment in der Seebucht vollauf geglückt ist. Tradition, Moderne, Nostalgie und Ökologie stehen in einer wunderbaren Harmonie, in einer Sinfonie der Farben- und Formenvielfalt beieinander.
Es ist zu wünschen, dass im Verlauf des Sommers möglichst viele Besucher sich an den prächtigen Pflanzungen erfreuen können.