Selber Blumen- und Gemüsesetzlinge anziehen

Selber Setzlinge anziehen fördert den Erlebniswert im Garten, macht Freude und spart Geld! Es ist aber auch eine Herausforderung für jeden Kleingärtner, jede Kleingärtnerin..

Wer selber Setzlinge anzieht, muss über die Eigenschaften der Pflanzen informiert sein. Es muss auch immer abgeschätzt werden, ab wann es sich lohnt, Setzlinge selber anzuziehen. Die eigene Setzlingsanzucht braucht einen geschützten Platz und es braucht auch Zeit um die Anzucht zu betreuen.

Wann soll mit der Setzlingsanzucht begonnen werden?

Es macht nur Sinn frühzeitig (Februar) Aussaaten vorzunehmen, wenn ein heizbares Gewächshaus oder ein Wintergarten, der für diesen Zweck zur Verfügung steht. In der Regel werden die ersten Gemüsesetzlinge zugekauft und die eigene Anzucht beginnt zwischen Mitte und Ende März, je nach Wetter und Temperaturen. März und April sind ausgezeichnete Aussaatmonate, die Tage sind länger geworden und die Temperaturen sind gestiegen. Die Anzuchtdauer von Setzlingen ist dadurch um gut eine Woche kürzer geworden. Die Zeit reicht noch gut um Gemüse- und Blumensetzlinge für die Hauptanbauzeit anzuziehen.

Einrichtungen

Aussaaten werden am besten in der Wohnung (Blumenfenster), bei 18 – 22°C bis zur Keimung aufgestellt.
Nach der Keimung braucht es einen kühleren Raum mit guten Lichtverhältnissen

Zimmer wo nur wenig geheizt wird: Solche Zimmer wären ideal aber sie sind heute rar.

Frühbeet auf der Terrasse oder im Garten oder Kleingewächshaus auf Balkon oder Terrasse: Solche Einrichtungen sind heute leicht erhältlich. Um ein gutes Wachstum zu erzielen wird der Boden beim Frühbeet und Gewächshaus auf der Terrasse, sofern dieser nicht aus Holz ist, mit einer Sagexplatte (1-2cm) isoliert. Dann werden passende Untersätze für die Saat- und Pikiergefässe hineingestellt und diese mit Kies gefüllt.


Untersätze im Frühbeet oder dem Kleingewächshaus auf der Terrasse aufstellen und mit Steinsplitter randvoll füllen

Sobald Gefässe mit Pflanzen darauf gestellt werden, sollte für eine genügende Luftfeuchtigkeit immer ein Wasservorrat in den Untersätzen sein. Dies ist eine gute Vorbeugung gegen Läuse und Rote Spinne. Ausserdem wird durch die erhöhte Luftfeuchtigkeit das Wachstum gefördert. Die jungen Pflanzen, die auf dem Kis des Untersatzes stehen, sind immer vor Staunässe geschützt da das überflüssige Wasser in den Untersatz abläuft.


etwas Wasser in Untersatz geben (1/2 – 1cm)

Im Gartentreibbeet werden die Schalen einfach auf die Erde gestellt. Die Regulierung des Wassers ist durch die natürliche Bodenbeschaffenheit gewährleistet.


Schalen mit Pflanzen in Untersatz stellen

Im Weiteren braucht es ein Schattiergewebe (Gartenvlies oder Jutegewebe) um bei Sonnenschein die Fenster der Frühbeete und des Gewächshauses zu schattieren. Mit einem 20cm langen Dachlattenstück können die Fenster der Frühbeete mehr oder weniger gelüftet werden. In frostigen Nächten wird das Treibbeet mit einem alten Teppich, mit Tüchern oder anderen isolierenden Materialien abgedeckt um Frostschäden zu verhindern.


Fenster schliessen

Aussaaten

Für die Aussaat braucht es eine gute und nicht zu feine Aussaaterde (1/2 Komposterde, ½ Torf oder Kokosfaser und 5% Sand).
Die Saatgefässe sollten eher flach sein (flache Schalen, Plastiktöpfe die auf ca 4cm zurückgeschnitten werden u.a.). Die Gefässe werden nur zu 2/3 mit Aussaaterde gefüllt und dann angesät. Die Saat anschliessend mit Aussaaterde Samendicke abdecken (am besten mit Sieb). Und mit feiner Brause gut angiessen.

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Winterportilak (rechts), Nüssler (linkes Bild) zwei Wochen nach
der Saat


In flache Gefässe aussäen, die Aussaat mit feiner Erde Samendicke zudecken und gut angiessen

Zur Keimung die Saat bei 15-20°C aufstellen. Wird das Saatgefäss mit einer Glasscheibe oder einem Stück Doppelstegplatte abgedeckt, trocknet die Saat nicht aus und beginnt sofort zu keimen. Glas- oder Doppelstegplatten müssen aber täglich gewendet werden damit nicht Kondenswasser auf die Saat zurücktropft und Fäulnis verursacht. Sobald die Saat gekeimt ist und die ersten grünen Blättchen erscheinen, diese kühler und hell aufstellen. Ein Terrassentreibbeet oder ein kleines Terrassengewächshaus aber auch ein Treibbeet im Garten ist der ideale Raum, damit die Pflanzen sich kompakt entwickeln.

Pikieren

Aussaaten werden pikiert (erstes Verpflanzen) damit starke Setzlinge heranwachsen. Gute und starke Jungpflanzen sind Voraussetzung für gute Erträge. Aussaatgefässe randvoll mit Aussaaterde füllen und mit Hilfe eines Pikierstiftes oder einem kleinen Holzstab die jungen Pflänzchen einzeln in das Gefäss verpflanzen ca 4x4cm und nur wenig andrücken. Pikierte pflanzen sorgfältig und gut angiessen. Pikiertes kommt in das Treibbeet auf der Terrasse, im Garten oder ins Gewächshaus.
Frisch pikierte Pflanzen vor direkter Sonne schützen (schattieren) und Treibbeet nur wenig lüften.
Nach sichtbarem Wachstum Treibbeet zunehmend lüften, die Pflanzen langsam abhärten, d.h. an die Aussentemperaturen gewöhnen.


Gekeimte und erstarkte Sämlinge in flache Gefässe pikieren = verpflanzen

Direkte Aussaaten

Aussaaten direkt ins Frühbeet werden mit Vorteil erst ab April, wenn das Wetter wärmer wird, vorgenommen. Darauf achten, dass nicht zu dicht gesät wird, damit sich die jungen Pflanzen gut entwickeln können. Bei Aussaaten direkt ins Frühbeet, Fenster am Anfang geschlossen lassen und leicht schattieren. Erst nach dem Aufgehen der Saat Fenster leicht lüften. Mit zunehmendem Wachstum mehr lüften um die jungen Pflanzen an die Umgebungstemperaturen zu gewöhnen.

Aussaatzeiten

Frühe und mittelfrühe Gemüse, Tomaten, Peperoni und Sommerblumen ab Mitte März aussäen.
Gurkengewächse, Kapuziner und Sonneblumen (wo diese als Setzling angezogen werden) ab Mitte April. Bis Mitte April sollte auch das Lagergemüse (Kabis, Rotkabis, Wirz = Kohl, Bodenkohlrabi u.a.) ausgesät sein.