Selber Samen ernten macht Freude

Nach und nach verwelken die Sommerblumen, die Kräuter, die Gemüse und in ihren Blütenständen, in ihrem Fruchtkörper reifen die Samen.

Jetzt ist es Zeit diese Samen zu ernten, aufzubereiten und als Kapital für das nächste Gartenjahr sicher aufzubewahren.

Es gibt eine ganze Anzahl von Blumen, Gemüse und Kräutern im Garten bei denen die Samen Sortenecht ausfallen. Von allen Alten, oder Pro Specia Rara Sorten, von offen bestäubten Blumen und Gemüsen, von allen Kräutern sofern diese nicht mit Stecklingen weitervermehrt werden um Geschmack oder die Blattfärbung zu erhalten können jetzt Samen gewonnen werden..

Hybridsorten, allen voran Zucchetti F1, Gurken F1, Broccoli F1, Blumenkohl F1 aber auch weit herausgezüchtete Tagetes eignen sich nicht für die Weitervermehrung.

Ein Gang durch den Garten

Das ist, was der Kleingärtner, die Kleingärtnerin jetzt machen. Sie verschaffen sich damit einen überblick von möglichen Samenträgern und markieren diese. Es werden die kräftigsten Blütenstände ausgewählt um möglichst eine gute Samenqualität zu erhalten. Nicht drauflos pflücken, sondern sorgfältig auslesen. Das ist auch bei den Tomaten so. Wer Tomaten selber weitervermehren will (nur alte Sorten, keine F1) nimmt nur die schönsten Früchte als beste Auslese für Samen. Schliesslich bestimmt die Grösse der Samen den Ertrag im nächsten Jahr.

Das Sortiment, für das man sich entscheidet Samenstände zu pflücken ist sicher unterschiedlich gross. Die Einen werden sich mit dem halben Gartensortiment eindecken, Andere nur mit den für sie Wichtigsten. Als besonders empfehlenswert sind: Ringelblumen, Kornblumen, Löwenmäulchern, Bergminze, Dill, Ysop, Oregano, Stangenbohnen (Sorten erhalten), Schnittmangold, Schotenradies, Erbsen, Nüssler u.a. Offen vermehrte Karotten oder Pastinaken sind zweijährig. Das heisst die schönste Pastinake oder Karotte wird im Keller überwintert und im Frühling (an April) ausgepflanzt. In der Regel blühen diese Gemüse erst im zweiten Jahr und bilden dann Samen.

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die Ringelblumen blühen langsam ab, was zurückbleibt sind die Samenträger

Tomaten: nur von alten Sorten (keine Hybridsorten) Samen gewinnen (Pro Specia Rara Sorten).

Von Gurken, Zucchetti, Kürbissen, Zierkürbissen nur dann Samen nehmen, wenn sicher gestellt ist, dass diese sich nicht gegenseitig bestäubt haben. Bei einer kreuzweisen Bestäubung kann die zweite Generation schon leicht giftig werden. Deshalb auch nie spontan gekeimte Kürbisse als Speiskürbisse verwenden.

Erntereif

Die Samen sind dann erntereif, wenn die Blütenstände ihre ursprüngliche Farbe verlieren und sich beginnen braun zu verfärben.

Dort wo von Früchten Samen geerntet wird, muss die Frucht voll reif sein und das Fruchtfleisch weich bis matschig.

Ernte

Geerntet werden die gut ausgereiften, möglichst trockenen Samenstände. Bei Bohnen müssen die Schoten schon leicht Braun sein und die Schotenkonsistenz gummig (Bohne bricht beim Biegen nicht mehr). Bei den Erbsen muss die Schale beim Pflücken angetrocknet sein. Wenn nun die Erbse nachgetrocknet wird, springt die Schale selber auf und die Samen fallen heraus.

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verschiedenen Samenstände ( von l.n.r.Bohnen ,Ringelblumen, Bergminze, Ysop, Oregano) werden getrocknet

Verarbeitung

Die Samenstände werden in eine Kiste gelegt dessen Boden mit Papier belegt ist. Zum trocknen sollten die Samen warm und viel Luft aber nicht zu viel Licht haben (Estrichklima). Die Samen bleiben im Gefäss bis die Samenstände voll trocken sind. Dann werden die Samen ausgeschüttelt und noch einmal nachgetrocknet.

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die getrockneten Samenstände werden ausgeklopft, Samen nachtrocknen lassen

Schlussendlich werden die Samen von den Samenhüllen so gut wie möglich gereinigt und anschliessend in beschriftete Papiersäcke abgefüllt. Für die Lagerung eignet sich eine Kartonschachtel wo die Samen hinein gelegt werden können. Kühl. trocken und Dunkel lagern, aber frostfrei!

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Samen in Papier- oder Celophansäcke abfüllen, in Kartonschachtel aufbewahren und immer beschriften.

Bohnen werden beim Pflücken selektioniert, das heisst nur die schönsten Schoten mit den grössten Bohnen werden für die Samengewinnung auf die Seite gelegt. Diese werden anschliessend ausgehültscht und ganz gut nachgetrocknet wie oben.

Tomaten mit Messer teilen, dann mit einem Kaffeelöffel die Samen herausnehmen und diese waschen. Das Fruchtfleisch muss vollständig abgewaschen werden. Die Samen aussieben und diese ebenfalls auf Papier nachtrocknen lassen. Hier bei den Tomaten ist gutes Nachtrocknen besonders wichtig um die Keimkraft zu erhalten.

Kalibrieren um eine höhere Keimkraft zu erhalten

Kalibrieren heisst nichts anderes als den Samen aussieben. So kann zum Beispiel Nüsslersamen mit einem Kaffeesieb oder Teesieb gesiebt werden. Die kleinen Samen fallen durch die Maschen und nur die Grossen bleiben im Sieb. Grosse Samen haben eine stärkere Keimkraft und der Ertrag wird gleichmässiger. Bei Blumen lohnt sich ein Kalibrieren nicht. Hingegen kann die Kalibrierung von Bohnen, Erbsen oder auch Tomaten sehr interessant sein wenn man grössere Ernten anstrebt.

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Auch vom Borretsch können jetzt Samen geerntet werden

Keimprobe

Von allen Samen die im Herbst gewonnen werden, sollte im Frühjahr, vor der Aussaat, eine Keimprobe gemacht werden. Dabei werden einige Samen in einem Untersatz auf, mit Wasser durchtränkte Watte, ausgesät und bei Zimmertemperatur gekeimt. So kann leicht festgestellt werden ob die Samen keimfähig sind.