alte Gemüse im Garten sind attraktiv

Längst vergessen geglaubte Gemüse werden heute wieder vermehrt in den Gärten angepflanzt. Sie bereichern das Sortiment und wirken attraktiv in der Gestaltung des Gartens.

Alte Gemüse werden wieder neu entdeckt bereichern den Speisezettel von renomierten Gaststätten oder erhalten einen wichtigen Platz in der Gartengestaltung. Was aber sind alte Gemüse? Es sind einheimische Gemüsearten wie Alpenampfer oder Guter Heinrich oder aber Gemüsearten die sehr früh nach Mitteleuropa gekommen sind und die nach und nach von den moderneren Gemüsen verdrängt wurden wie z.B. Guter Heinrich durch den Spinat.

Etagenzwiebel

Es ist eine würzige Zwiebelart welche nicht allzu grosse Zwiebeln produziert. Sie entwickelt sich schnell, ist absolut frosthart und nicht krankheitsanfällig. Während des Wachstums entstehen am Ende der Zwiebelröhre sogenannte Kindel, kleine Zwiebeln. Diese können gepflückt und zu Würzzwecken in der Küche verwendet werden. Lässt man die Zwiebel mit dem Laub stehen, dorrt dieses ab, die kleinen Zwiebeln fallen zu Boden, schlagen Wurzeln und entwickeln sich zu einer neuen Zwiebel ohne dass die Mutterzwiebel eingeht. Wer es sich gut einteilt hat so den ganzen Sommer über frische Zwiebeln. Im Frühjahr Frühlingszwiebeln mit dem Laub, im Sommer die neuen Steckzwiebeln am Ende der Zwiebelröhre und im Herbst noch die Mutterzwiebel. Damit nie ein Lücke entsteht werden immer wieder einige junge Zwiebeln gesteckt.

Alpenampfer

Man begegnet ihm, wenn man über Alpweiden wandert und nährstoffreiche Stellen passiert.
Der Alpenampfer ist leicht säuerlich und erinnert an Sauerampfer. Alpenampfer wurde früher sowohl im Tal wie auch auf den Alpen kultiviert oder gesammelt. Er gehört zu den einheimischen Gemüsearten.
In der Kultur ist der Alpenampfer problemlos. Er wird zur Vermehrung nicht ausgesät sondern grössere Pflanzen werden geteilt. Gegessen wird das gekochte Kraut oft zusammen mit Käse.
Alpenampfer enthält wie der Rhabarber Oxalsäure. Deshalb sollte nicht zu viel und nicht zu oft von diesem Gemüse gegessen werden.

Guter Heinrich

Was für den Alpenampfer gilt, gilt auch für den ‚Guten Heinrich‘. Auch er enthält Oxalsäure. Aus dem ‚Guten Heinrich‘ lässt sich ein herrliches Spinatgemüse herrichten.
In der Kultur ist der ‚Gute Heinrich‘ problemlos. Er wird meistens im Frühjahr früh ausgesät. Samen kann im Spätsommer von alten Pflanzen geerntet werden. Der ‚Gute Heinrich‘ war lange das Spinatgemüse in den Bauerngärten, bis er vom modernen Spinat abgelöst wurde.

Pastinaken

Diese sind besser bekannt als die obigen Gemüse. Pastinaken sind Wurzelgemüse und die Vorläufer von den Karotten. Sie bilden eine grössere Speicherwurzel als die Karotten. Ihr Fleisch ist weiss und faseriger als jenes der Karotten. Ihr Geschmack ist den Karotten ähnlich. Die Pastinaken stammen aus Kleinasien und haben sich sehr früh über Südosteuropa bis nach Mittel- und Nordeuropa ausgebreitet.
Die Pastinake ist einfach in der Kultur. Sie sollte früh gesät werden und während der Keimzeit nie austrocknen. Pastinaken sind langsame Keimer. Das Saatgut sollte jedes Jahr frisch sein.
Pastinaken lieben einen tiefgründigen und nährstoffreichen Boden. Ihre Wurzeln können über 30cm lang werden mit einem Kopfdurchmesser von guten 10cm.
Pastinaken können im Freien überwintern. Aber Achtung! Mäuse lieben Pastinaken über alles. Bei zu trockener Lagerung werden die Wurzeln gerne weich.

Mit alten Gemüsen lässt sich auch der Garten attraktiver gestalten.

Alte Gemüse wirken attraktiv. Sei es von den verschiedenen Blattformen her oder von ihrer eigenartigen Blütenständen oder bei der Etagenzwiebel die Zwiebeletage am Ende der Zwiebelröhre. So können bei der Sommeranpflanzung der Blumenbeete einzelne Etagenzwiebeln, Pastinaken, Guter Heinrich und andere mit in die Blumenbeete angepflanzt werden. Das ergibt eine lebendige Wirkung. Dieses Vorgehen eignet sich auch bei grösseren Anlagen. So wurden dieses Jahr die Blumenbeete in der Bucht Spiez mit solchen alten Gemüsen bereichert. Auffällig waren die vielen Besucher die stehen blieben und die alten Gemüse inmitten von Tagetes betrachteten. Ältere Leute blieben stehen, staunten und erfreuten sich über diese Vielfalt, über das Neue, über die Idee. Bei jungen Leuten war es vielmehr die Neugier welche sie innehalten und betrachten liessen.

Blumenbeete mit alten Gemüsen sind auch ökologisch wertvoll

Während traditionelle Pflanzungen von Blumenbeeten wenig Anreiz für Insekten bieten, sind blühende alte Gemüse ein direkter Anziehungspunkt für viele Insekten. Wird die Pflanzung nebst ‚Alten Gemüsen‘ noch mit Kräutern wie Agastache (Bergminze) oder Ysop ergänzt wird das Blumenbeet plötzlich zum Treffpunkt von Bienen, Hummeln und anderen Insekten. Das Wichtigste aber ist: Das Blumenbeet gewinnt mit diesen eher untypischen Gestaltungspflanzen an Attraktivität und an Zierwert so dass der Betrachter nur staunen kann.


Pastinaken

Guter Heinrich

Verwertung der Gemüse

Auch wenn die Gemüse und eventuell auch Kräuter im Blumenbeet gewachsen sind, können diese nach deren Reife im Herbst auch gegessen werden. Es bedingt aber, dass anstelle von synthetischen Langzeitdüngern organische Dünger eingesetzt werden. Auch hier sind es alte, organische Handelsdünger wie Hornprodukte oder Blumendünger die erneut zum Zug kommen.

In Spiez werden die Alten Gemüse auch geerntet und von der einheimischen Hotellerie verarbeitet und den Gästen als spezielle Gerichte angeboten.